Weissraum ist nicht nichts

 

Weissraum ist nicht unbedingt weiss, er kann auch farbig sein. Gemeint ist ganz einfach der Leer- oder Freiraum auf einer Seite. Der aber alles andere als einfach «nichts» ist.

 

Einerseits ist da der Mikro-Weissraum zwischen den Zeilen. Er beeinflusst wesentlich die Lesbarkeit eines Textes. Dicht gedrängte «Buchstabenwüsten» sind unangenehm zum Lesen und es wird bei grossen Textbreiten schwierig, den richtigen Zeilenanfang zu erwischen.

 

Der Makro-Weissraum andererseits ist der Freiraum zwischen den Layoutelementen Titel, Bild und Text. Für eine ansprechende Gestaltung ist der leere Raum ebenso wichtig wie die Text- und Bildelemente. Das lesende Auge sucht instinktiv einen Punkt zum Innehalten. Bei einem vollgepackten Layout wird das schwierig. Zwischen all den vielen Inhalten ist das Wesentliche nicht mehr erfassbar. Wenn sich aber der Blick über eine informationsfreie Fläche bewegt, fokussiert er die gut erkennbare Botschaft, die im Leerraum steht.

 

Mehr Weissraum wirkt in der täglichen Informationsflut entspannt, manchmal sogar edel, auf jeden Fall aber übersichtlich und einladend. Die Kunst der Gestaltung ist es, die bedruckten und unbedruckten Räume nicht einfach gleichmässig zu verteilen, sondern sinn- und spannungsvoll anzuordnen. Das gibt ansprechende Layouts und macht Lust zum Verweilen – und das Gelesene prägt sich gut ein.

 

Fazit: Keine Angst vor freien Flächen! Es lohnt sich, auf einer Seite (oder Webseite) etwas weniger Inhalt zu platzieren, wenn dieser dafür leichter und eingängiger vermittelt wird. Weissraum ist kein verschwendeter Platz. Er wertet die Inhalte auf und macht die zentralen Botschaften sichtbar.

 

Silvia Gebistorf, Typografische Gestalterin Stockerdirect AG

 


 

 

Keine Angst vor freien Flächen!